Der heutige Rum ist etwas ganz Besonderes, denn er wurde nicht bis zuletzt in Eichenfässern gelagert, wie es normalerweise Usus ist. Enthusiasten und Sammler aufgepasst:
Heute taste ich für Euch den Guatemala XO Amburana Rum von Plantation.
Es ist nahezu immer so, dass Rum wie auch andere Spirituosen in Eichenfässern gelagert werden.
Warum ausgerechnet die Eiche der Baum der Wahl ist und ob es theoretisch nicht auch das Holz eines anderen Baums getan hätte, konnte ich leider nicht final klären. Allerdings liegt der Ursprung der Eichenholz-Verwendung wohl in der Weinanbauregion Burgund (Frankreich). Die Eiche wurde dort seit jeher für den Bau von vielerlei Dingen verwendet.
So wurden zum Beispiel Möbel, Häuser, natürlich Fässer und sogar Schiffe immer nur aus Eichenholz gefertigt. Die Eiche und ihre Reise in die Welt war dank des Erfolgs des französischen Weins irgendwann nicht mehr weg zu denken und andere Spirituosenhersteller wollten den Erfolg und den bekannten Geschmack übernehmen und nutzten daher ebenfalls Eiche.
Dieses Vorgehen ist super ökonomisch und der gesamte Weltmarkt hat sich darauf eingestellt. Der Experimentierfreude an verschiedenen Materialien und damit entstehenden Aromen steht es allerdings entgegen.
Guatemala ist ein Land, aus dem sehr leckerer Rum stammt.
Die Region ist etwas besonderes, denn das Zuckerrohr gedeiht auf dem nährreichen Lavaboden bestens und die beinahe traditionelle Lagerung der Rumfässer in den Bergregionen Guatemalas setzt den Rum, während der Reifung ganz besonderen klimatischen Bedingungen aus: Ist es am Tage noch schwül heiß, so sinken die Temperaturen während der Nacht rapide, nicht selten unter den Nullpunkt ab. Diese Lagerung bewirkt unter anderem das weniger Alkohol aus dem Fass entweicht und läßt zudem eine längere Reifung zu.
Mein heutiger Rum macht sich alles, was ich bis hierher erzählt habe, zunutze beziehungsweise trotzt den Traditionen:
Der Plantation Guatemala XO macht sich als Erstes die außergewöhnliche Lagerung in seinem Herkunftsland zunutze. Hier lagert er für eine leider nicht genau angegebene Zeit in (und an dieser Stelle bricht er noch nicht mit den Traditionen) amerikanischen Ex-Bourbonfässern. Nach seiner Verschiffung in die Keller des Herstellers Ferrand nach Frankreich wird er dort jedoch, und nun sind wir beim „Zweitens“ angelangt, 6 Monate lang in Amburana-Holzfässern gelagert.
Amburana-Holz, auch Cerejeira-Holz genannt ist laut der Homepage Holz-Henkel.com eines von zahlreichen südamerikanischen Laubhölzern und ist relativ neu auf dem Holzmarkt. Es hat seine Verbreitung hauptsächlich im südlichen Brasilien, am Amazonas, in Peru und von Bolivien bis ins nördliche Argentinien. In Brasilien findet Amburana-Holz Verwendung in der Industrie, bei Möbeln und auch bei der Herstellung von Furnieren. In Europa, und so schließt sich der Kreis, wird es jedoch immer öfter als Austauschprodukt für Eiche genutzt.
Dieses interessante Experiment hat nun einen Jahrgangsrum hervorgebracht, der Enthusiasten und Sammler gleichermaßen anspricht. Er kommt in Fassstärke und verspricht ein einzigartiges Aroma.
Ich bin gespannt.
Schauen wir uns zunächst einmal die Flasche genauer an.
- Plantation - Guatemala XO
- 🇬🇹 Guatemala
- Alkohol Vol.: 50 %
- Herstellung: Single Barrel Rum, Small Batch Rum
- herber Rum, trockener Rum, würziger Rum
- Genießen als: Sipping-Rum (pur)
- für Enthusiasten, für Genießer
- Basis: Melasse-Rum
- ohne Zuckerzugabe
- Inverkehrbringer: Ferrand Deutschland
- Marke: Plantation Rum
Die Flasche besteht aus Weißglas, ist schlank, mit langem kegelförmigen Hals. Am Ende des Flaschenhals wurde das Plantation-Logo ins Glas gestempelt. Unten am Fuße der Flasche lesen wir in gläsernen Großbuchstaben auf´s Glas geprintet „PLANTATION“.
Die gesamte Flasche ist, wie bei Plantation-Flaschen üblich, mit einem grobmaschigen Geflecht aus Stroh umwickelt.
Das Label besitzt gezackte Ränder, ist meistenteils schwarz und besitzt beinahe unauffällige graue Strichzeichnungen mit Schiffen und karibischer Fauna.
Gut die Hälfte des Labels wird mit dem goldenen Logo, dem dazu gehörigen Namen „Plantation Rum“ und dem ebenfalls goldenen Hinweis „Single Cask“ bedeckt.
Unter dem Logo wird das Label durch eine hellblaue Banderole durchbrochen. Wir lesen „Guatemala XO“, sowie den Hinweis auf die 6 monatige Reifung in Amburana Fässern.
Unter der hellblauen Banderole sehen wir ein kleines Schild, dass uns ebenfalls auf Fässer hinweist: „Mehrere Jahre in Bourbon-Fässern gelagert“ und „1 Jahr in XY-Fässern“ heißt es dort.
Ich halte die Flasche mit der Nummer XY aus dem Fass XY in der Hand. Diese Flaschen sind limitiert und durchnummeriert.
Nun bin ich aber auf den Geruch und den Geschmack gespannt.
Nase:
Obwohl der Rum 50% Fassstärke besitzt, riecht er nicht übermäßig scharf, wenn auch voluminös und fruchtig herb, nach Holz und sehr angenehm würzig. Man merkt ihm die langen Reifungen und die Einflüsse der unterschiedlichen Fässer deutlich an.
Prost!
Geschmack & Abgang:
Der Geschmack ist sehr komplex, langanhaltend, voluminös – WOW! Ich schmecke Würze, eine gewisse herbe Trockenheit, gepaart mit Holz, dann eine sehr interessante Fruchtigkeit mit angenehmer süßen Note, gefolgt von Holz und einem herben Beiklang. Trotz seines hohen Alkohol-Anteils schmeckt er nicht alkoholisch scharf, sondern aromatisch, komplex, voluminös und sehr angenehm.
Fazit:
Wer etwas Besonderes sucht, ist hier richtig aufgehoben!
Mit dem Guatemala XO Amburana Rum erhält man einen Rum, der lange gereift ist, aus einem Fass stammt und stark limitiert ist. Sein Amburana-Finishing ist etwas ganz Besonderes und macht ihn zu einem sehr ausgefallenen, seltenen Geschenk. Für Sammler ist die Flasche natürlich ein Muss, aber Genießer des feinen Geschmacks sind mit ihm ebenfalls sehr gut beraten. Ihr findet im Guatemala XO Amburana Rum einen edlen Vertreter seines Hause, der der Marke Plantation wieder mal alle Ehre macht.
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